6 2015

Raumentwicklung

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Gibt es Leuchttürme, also Gemeinden oder Regionen die aus ihrer Sicht vor- bildlich sind? Ein Ranking ist heikel, denn wir messen nur die Regulierungsdichte, aber letztlich ist relevant, wie gut diese Massnahmen umgesetzt werden. Abgesehen davon, dass es sich um eine Selbstdeklaration handelt, ist allein die Anzahl angewand- ter Instrumente für einen Vergleich nur begrenzt aussagekräftig. Wir erwarten aber, dass die Gemeinden einer Agglo- meration im Durchschnitt aktiver sind. Verhältnismässig viele Massnahmen werden östlich von Zürich und westlich von St.Gallen sowie in einigen Regionen der Zentralschweiz oder am nördlichen Genfersee eingesetzt. Möglicherweise herrscht in diesen Regionen ein beson- derer Entwicklungsdruck. Aber auch in einigen weniger zentralen Regionen der Innerschweiz sowie südöst- lich des Zürichsees wird eine breite Palette an Massnahmen eingesetzt. Überdurch- schnittlich viele Massnahmen ergreifen überdies die Gegend südlich des Neuen- burgersees und einige Tourismusdesti- nationen in Graubünden. Es ist jedoch zu beachten, dass Raumplanungsregio- nen, die nur aus einer Gemeinde beste- hen, was in den Bergen eher der Fall ist, mit dieser Berechnungsmethode ten- denziell besser abschneiden. Ausserdem haben sich die Gemeinden nicht gleich- mässig über die Regionen hinweg betei- ligt, was auch noch zu berücksichtigen wäre. Es erstaunt, dass in den boomenden Tourismusdestinationen des Berner Oberlandes, aber auch in den Agglome- rationen des Tessins nur relativ wenig raumplanerische Massnahmen zur An- wendung kommen.Weil die Beteiligung imTessin nicht so hoch war, ist die Ein- schätzung aber schwierig. Abgelegene Regionen, zum Beispiel am Hinterrhein, brauchen aber keinen raum- planerischen Aktivismus an den Tag zu legen. Bei anderen alpinen Regionen würde man dagegen erwarten, dass dem zunehmenden Druck des Tourismus mit einer angemessenen raumplaneri- schen Strategie etwas entgegengehalten wird. Subtil ist die Problematik im Zür- cher Unterland und im Aargau sowie in allen Gebieten zwischen den Agglome- rationen wie etwa zwischen Neuenbur- ger- und Genfersee: Diese könnten Opfer der Zersiedelung werden, wenn agglo- merationsnahe Gemeinden den Sied- lungsdruck mittels tiefer Dichtebestim- mungen abwehren und weiterleiten werden. Gibt es Orte oder Regionen mit grossem Handlungsbedarf?

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Zentren

Schweiz

Suburbane Gemeinden

Agrarische Gemeinden

Periurbane Gemeinden

Touristische Gemeinden

Agrar-gemischte Gemeinden

Grafiken: Jan Berli/czd

Ländliche Pendlergemeinden

Einkommensstarke Gemeinden

Industrielle und tertiäre Gemeinden

Abb: 2 Anteil Gemeinden (%) pro Gemeindetyp, die minimale Nutzungsziffern (rot) oder de- ren Heraufsetzung für gewisse Zonen (grau) einsetzen.

vor allem der Deutschschweiz verbreitet ist, sind Massnahmen gegen Bauland- hortung (vgl. Abb. 4). Ansonsten vermit- teln unsere Ergebnisse den Eindruck, dass kleinere Gemeinden stärker mit den klassischen Instrumenten, insbeson- dere der Nutzungsziffer, operieren. Massnahmen, die eher selten genannt wurden, waren die Etappierung der Be- bauung, Massnahmen zum Ausgleich des durch Umzonungen entstandenen Mehrwerts und, wenig überraschend, Rückzonungen.

trumsnahen Gemeinden der West- schweiz üblich sind. Seltener genannt wurden die Etappie- rung der Bebaung, Mehrwertabschöp- fungen und – das war wenig überra- schend – Rückzonungen. Je grösser und zentrumsnäher desto mehr Planung, kann man also sagen. Was ist mit den kleinen peripheren Gemeinden? Die kleineren Gemeinden bleiben nicht ganz untätig: Was im ländlichen Raum

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Schweiz

Agrarische Gemeinden

Suburbane Gemeinden

Periurbane Gemeinden

Touristische Gemeinden

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Ländliche Pendlergemeinden

Einkommensstarke Gemeinden

Industrielle und tertiäre Gemeinden

Abb: 3 Anteil Gemeinden (%) pro Gemeindetyp, die Neueinzonungen beschränken

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2015

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