6 2015

Raumentwicklung

Besichtigung einer Baustelle mit vielen Bauherren Die Forschungsanstalt WSL hat die Gemeinden zur Organisation und zu den Massnahmen der Raumplanung befragt. Man will verstehen, über welche Kapazitäten die Gemeinden verfügen und wie das alte RPG umgesetzt wurde.

Unter den konkreten raumplanerischen Instrumenten sind vor allem jene im Zu- sammenhang mit der Nutzungsziffer (Heraufsetzung oder Festlegung einer Minimalziffer) über Sprachgrenzen und Gemeindetypen hinweg verbreitet (vgl. Abb. 2). Was ebenfalls oft genannt wurde, insbesondere von Zentren und touristischen Gemeinden, sind Mass- nahmen zur Einschränkung von Neuein- zonungen (vgl. Abb. 3). Dabei fällt auf, dass suburbane und einkommensstarke Gemeinden der italienischsprachigen Schweiz diese Massnahme sehr selten angegeben haben. Gewisse Massnahmen werden eher in Zentren und zentrumsnahen Orten der Agglomeration angewendet, weil der Siedlungsdruck dort höher ist als in klei- nen und peripheren Gemeinden. Darun- ter fallen zum Beispiel Aufzonungen, eine räumliche Beschränkung von Zonen mit niedriger Dichte (Einfamilienhaus- quartiere) oder eine Koordination der Zonierung mit der Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr. Auch die Verbesserung der (städte)bau- lichen Qualität, die Evaluation von Ver- dichtungspotenzialen (vgl. Abb. 4) oder Masterpläne ergreifen öfter zentrums- nahe und grosse Gemeinden, die über die nötigen Kapazitäten verfügen. Interessant ist, dass anspruchsvolle Massnahmen wie Landumlegungen oder der Rückkauf von privatem Bauland für die öffentliche Hand eher in den zen- Gibt es Instrumente die üblicher sind, als in anderen?

0 - 20 % 20 - 30 % 30 - 40 % 40 - 50 % > 50 % Keine Daten

Datenbasis

< 10 Gemeinden > 50 % Gemeinden in der Region

Anteil der 20 Raumplanungsmassnahmen, die in den Regionen von

Grafik: Natalie Kaiser/czd

Gemeinden angewendet werden.

Eine Delegation von Raumplanungs- aufgaben an eine interkommunale Ver- waltungseinheit, etwa eine Regional- konferenz, ist eher in zentrumsnahen Gemeinden ein Thema. Gibt es in Bezug auf die Massnahmen gegen die Zersiedelung eine Art Minimalstandard? Gibt es ein Instrument, das praktisch überall angewendet wird? Freihaltezonen als raumplanerisches In- strument sind stark verbreitet, denn die meisten Kantone schreiben solche Frei- halteflächen explizit vor. Ein weiteres recht übliches, in der Wirksamkeit aber schwierig einzuschätzendes Instrument ist ein kommunales Leitbild, das raum- planerische Ziele festhält. Solche sind in der Deutschschweiz anscheinend belieb- ter als im französischen und italieni- schen Sprachraum. In der Westschweiz wird hingegen stärker auf kommunale Richtpläne gesetzt, die in der Regel eine grössere Verbindlichkeit besitzen. Die Gemeinden in der italienischsprachigen Schweiz setzen offenbar eher weniger auf solche Instrumente (vgl. Abb. 1).

«SG»:Wer «beplant» den Raum in der Schweiz? Jan Berli und Tobias Schulz: Die Befra- gung bestätigt die Erwartung, dass grosse oder einkommensstarke Gemein- den mehr Mittel für die Raumplanung aufwenden können. In vielen kleinen Ge- meinden tragen in der Regel die Gemein- deschreiber die administrative Last der Planungsaufgaben. Grössere Gemeinden mit 2000 bis 5000 Einwohnern haben öf- ter eine Verwaltungsabteilung, die auch Planungsaufgaben übernimmt, zum Bei- spiel das Bauamt. Eine eigenständige Abteilung für Raumplanung weisen Ge- meinden frühestens ab 5000, spätestens aber ab 10000 Einwohnern aus.

%

100

80

Wie sieht es mit einer externen Beratung aus?

60

Wenig überraschend ist, dass etwa 90 Pro- zent der Gemeindenmit einemRaumpla- nungsbüro zusammenarbeiten. In 80 Prozent der Fälle hat dieses Büro auch eine beratende Funktion.

40

20

0

CH

Abb. 1 Anteil Gemeinden (%) die ein Leitbild (rot) oder Richtpläne (grau) einsetzen D-CH I-CH F-CH R-CH

Raumplanung sollte nicht an Gemeindegrenzen halt machen.

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2015

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