May 2014

DER GEMEINDESCHREIBER

«Die Ortsplanung ist zentral für die Entwicklung» Die intensive Auseinandersetzung mit der Ortsplanung motivierte Christian Reusser, Gemeinde- schreiber von Worb (BE), zu einer Weiterbildung. In der 11 300 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Ortschaft steht ein Neuanlauf für die Revision der Ortsplanung an.

tere Entwicklung heraus, die in einem Schlussbericht veröffentlicht wurden.

nannten. Die Gemeinde hatte darin ver- schiedene Gebiete zur Neueinzonung vorgesehen und beabsichtigte, Mass- nahmen zur Verdichtung im Ortszen- trum zu ergreifen. Die Vorlage kam 2011 zur Abstimmung und wurde abgelehnt. Besonders mit einer beabsichtigten Neu- einzonung waren wir bei den Anwoh- nern auf Widerstand gestossen. Was war schiefgelaufen? Im Abstimmungskampf lag der Fokus stark auf den Neueinzonungen. Von Sei- ten der Gemeinde gelang es uns nicht, unseren Grundsatz, haushälterisch mit dem Land umzugehen und deshalb nicht nur einzuzonen, sondern auch ver- dichtet zu bauen, wirksam zu kommuni- zieren. Die Situation war unbefriedi- gend: Während der ganzen Planungs- phase war es uns nicht gelungen, das Interesse der Bevölkerung für das Pro- jekt genügend zu wecken. Der Wider- stand begann sich erst in der Schluss- phase zu regen, als die Planung schon abgeschlossen war. Verwaltungsintern waren wir über- zeugt, dass die Ortsplanrevision eine gute Sache ist. Nach dem Engagement, mit dem wir die Sache aufgegleist hat- ten, war die Ablehnung ein Dämpfer für mich und die anderen involvierten Ver- waltungsstellen. Während des Abstim- mungskampfs habe ich mich aber neu- tral verhalten, da ich es als Gemeinde- schreiber nicht als meine Aufgabe an- sehe, politische Aussagen zu machen. Im März stimmte das Gemeindeparla- ment einem Kredit für einen Neuanlauf für die Ortsplanung zu. Die Gemeinde zieht bei diesem neuen Projekt die Be- völkerung von Anfang an in den Ent- wicklungsprozess mit ein. So fanden letztes Jahr drei öffentliche Foren statt, an denen sich jeweils 60 bis 80 Perso- nen beteiligten. Es kristallisierten sich dabei fünf Stossrichtungen für die wei- Wie erlebten Sie persönlich die Ableh- nung? Welche Lehren zog die Gemeinde aus der Abstimmungsschlappe?

2011 war die Kommunikation nicht op- timial… Dieses Mal haben diejenigen Massnah- men Priorität, welche die innere Ver- dichtung und Umzonung behandeln. Ausserdem erhalten wir Unterstützung von einem externen Kommunikations- büro. Bezüglich der internen Aufgaben- verteilung wird die Planungskommis- sion beim aktuellen Entwicklungspro- zess zudem stärker in die Führung des Projekts eingebunden. So finden etwa Veranstaltungen zur Ortsplanungsrevi- sion immer mit Vertretern der Kommis- sion und des Gemeinderats statt. Wie geht die Gemeinde vor, wenn es um die innere Verdichtung geht? Um das Zentrum verdichten zu können, müssen die Eigentümer der Parzellen ins Boot geholt werden. Deshalb finden nun viele Gespräche mit Landbesitzern statt, um abzuklären, was wo möglich ist. Als studierter Historiker und Betriebs- ökonom haben Sie zuerst in der Berner Stadtverwaltung auf dem Finanzin- spektorat gearbeitet. Bevor Sie Ge- meindeschreiber in Worb wurden, wa- ren Sie hier stellvertretender Leiter der Abteilung Finanzen. Wie haben Sie Zu- gang zum Thema Siedlungsentwick- lung gefunden? Bei der intensiven Beschäftigung mit dem ersten Konzept der Gesamtrevi- sion des Ortsplans merkte ich, dass ich in diesem BereichWissensdefizite habe. Deshalb entschloss ich mich dazu, den Fachausweis für Gemeindeangestellte zu machen. Diese Ausbildung enthält auch Module zum Bau- und Planungs- wesen. Mir wurde zudem stark bewusst, dass die Ortsplanung das wichtigste In- strument für die Entwicklung einer Ge- meinde ist: Wird eine Revision abge- lehnt, ist die gesamte Gemeindeent- wicklung auf Jahre hinaus blockiert.

Christian Reusser,

Bild: zvg

Gemeindeschreiber in Worb.

«Schweizer Gemeinde»: Sie sind seit zwölf Jahren Gemeindeschreiber in Worb. In welcher Form befassen Sie sich mit der Ortsplanung? Christian Reusser: In diesem Bereich bin ich vor allem für die Öffentlichkeits- arbeit zuständig, beteilige mich aber auch, wenn es darum geht, eine Revi- sion methodisch zu planen. Die Orts- planung, mit der wir aktuell arbeiten, stammt aus dem Jahr 1993. Seit ich im Amt bin, haben wir ungefähr siebenTeil- revisionen vorgenommen. Es ist meine Aufgabe, solche Planungsschritte an die Bevölkerung zu kommunizieren. Wer- den Teilrevisionen vorgenommen, ist die Information allerdings relativ ein- fach, weil man den genauen Bereich nennen kann, den die Revision betrifft. Eine Gesamtrevision der Ortsplanung war schon einmal vorgesehen… Ja. 2006 starteten wir mit einem Kon- zept, das wir «Gesamtrevision 06Plus»

Interview Julia Konstantinidis

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Schweizer Gemeinde 5/14

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