2 2015

POLITIK

Politikförderung für Junge? Nicht einmal Zahlen gibt es Der Bund investiert jährlich 70 Millionen Franken in die Sportförderung. Dagegen fristet die politische Nachwuchsförderung ein Mauerblümchendasein. Allen politischen Sonntagsreden zumTrotz, fliesst kaum Geld für die Milizpolitiker.

Was dem Bund künftige Spitzenplätze im Sport wert sind, dafür reichen ein paar Klicks: Laut Website des Bundesamtes für Sport (Baspo) flossen vorletztes Jahr fast 67 Millionen Franken in die Jugend- ausbildung von rund 70 unterschiedli- chen Sportarten. Dazu kommen laut Manuela Nyffeler steht seit 2012 dem Ressort Bildung vor. Sie wurde aus dem

Auch gebe es keine speziellen Ausbil- dungskurse. Allerdings fördern die Par- lamentsdienste den politischen Nach- wuchs insofern, als sie das Bundeshaus für die Jugendsession, das Projekt «Schulen nach Bern» oder Führungen zur Verfügung stellen, oder auch durch den Betrieb des Politforums, Käfigturm in der Nähe des Bundeshauses. Wie also werden Politiker ausgebildet, respektive wie wird bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Interesse für Politik geweckt? Anders als in Deutschland mit der Bundeszentrale für politische Bildung müssen in der Schweiz Private in die Bresche springen. Seit sechs Jahren lädt zum Beispiel der Verein «Schulen nach Bern» Sekundar- schüler dank Sponsoren ins Bundeshaus ein und ersucht nach einer ersten Pilot- phase derzeit für den Weiterbetrieb des Politförderprogramms um Unterstüt- zung aus dem Bundestopf. Bund zahlt 750 000 Franken pro Jahr Davon will der Bundesrat jedoch nichts wissen. Allein 2014, antwortete die Re- gierung auf einen Vorstoss, habe der

(vgl. S. 19) Zudem unterstützt der Bund Strukturen von Jugendorganisationen, worunter auch Jungparteien fallen. Laut Szenekennern wurde bisher nie erho- ben, wie viele erste Schritte von Politi- kern so gefördert wurden. Denn in der

Sabina Stör ist seit 2010 Interlak- ner Gemeinderätin mit Ressort Industri- elle Betriebe. Zuvor politisierte die ehe- malige Jupa-Präsi- dentin im Grossen Gemeinderat. Die 34-Jährige ist Schul- sozialarbeiterin und SP-Mitglied.

Jupa direkt in den Gemeinderat ge- wählt. Die 28-Jäh- rige arbeitet als Teamleiterin der In- fozentrale am Flug- hafen Bern. Sie ge- hört der SVP an.

Baspo-Sprecher Kurt Henauer nochmals rund 7 Millionen Franken für die Nach- wuchsförderung der verschiedenen Sportverbände. Broschüre und die Jugendsession Wer wissen will, wie viel die Eidgenos- senschaft in ihren ebenso oft gepriese- nen weltweiten Spitzenplatz als Demo- kratie investiert, erntet Stirnrunzeln. Bei der Bundeskanzlei heisst es: «Es gibt beim Bund keinen Sammelposten, in dem Politikförderung zusammengefasst wäre.» Laut Sprecher Thomas Abegglen stellen sich zudem Abgrenzungsfragen, was darunter zu verstehen sei. Die Bro- schüre «Der Bund kurz erklärt» etwa habe zwar «zweifellos auch eine wich- tige Funktion für den Staatskundeunter- richt der Schulen». Sie stelle aber nicht den Staatskundeunterricht des Bundes dar, soAbegglen. «DieVerwaltung käme mit solchen Zuordnungen sofort inTeu- fels Küche.» Man müsse die Zuordnun- gen der einzelnen Posten selber machen. Anfrage im Bundeshaus selbst: «Die Par- lamentsdienste betreiben keine Politik- förderung durch Subventionierungen oder andereAuszahlungen von Geldmit- teln», antwortet Sprecher Mark Stucki.

föderalistischen Schweiz hat politische Bildung auf Bundesebene wenig Bedeu- tung, was sich auch im Lehrplan 21 zeigt, der das Thema ebenfalls kaum behan- delt. Kantonale und lokale Engagements So bleiben – nebst Nachwuchsförder- programmen der politischen Parteien – ehrbare Ansätze Privater wie das ein Jahr dauernde Projekt «100-mal politi- sche Bildung» zum runden Geburtstag der Neuen Helvetischen Gesellschaft. Oder der ursprünglich vom Europarat lancierte Wettbewerb «Jugend debat- tiert», der heute von der Stiftung Dialog durchgeführt wird. Am Rand engagiert sich zudem die Stiftung éducation21 für politische Bildung. Dazu kommen kan- tonale und lokale Initiativen wie etwa das Jugendpolitische Candlelight-Din- ner der Solothurner Jugendverbände, wo deren Vertreter auf Politiker treffen. Volkshochschulen, die Politikerlehr- gänge anbieten, Kantone – wie Bern – die Wahltrainings für Frauen durchfüh- ren,oderjungeGemeinderatsmitglieder, die mit Flyern für weitere Nachwuchs- politiker werben. Samuel Thomi

Kaspar Boss

leitet seit 2010 das Ressort Bau und Planung. Er ist Ju- pa-Gründungsmit- glied und wurde mit knapp 20 Jahren als SP-Mitglied in den GGR gewählt. Der 35-Jährige arbeitet als Fotograf.

Bund über 750000 Franken an ausser- schulischeAktivitäten zur Förderung der politischen Partizipation bewilligt. Für Schulbildung sind nämlich die Kantone verantwortlich. Als förderwürdige Bei- spiele erwähnt der Bundesrat nebst der Jugendsession Projekte wie «easyvote» oder den Leistungsvertrag mit dem Dachverband der Jugendparlamente.

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SCHWEIZER GEMEINDE 2 l 2015

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