9_2017

MILIZPOLITIK: FRAUEN IN DEN EXEKUTIVEN

lisauer Stadtratskollege von Erna Bieri an, der neben dem Teilamt als selbst- ständiger Unternehmer tätig ist. Luzerner Geschäftsleitungsmodell mit Delegiertem in der Exekutive Das fünfte Willisauer Ratsmitglied ist Wendelin Hodel. Er ist gleichzeitig Ge- schäftsleiter der kommunalen Dienst- stellen. Willisau pflegt das sogenannte «Geschäftsleitungsmodell mit Delegier- tem». Die Exekutive arbeitet strategisch, und derVorsitzende der operativ tätigen Dienststellen ist ebenfalls Teil der Exe- kutive. Erna Bieri könnte sich vorstellen, dass die grossflächige Einführung die- ses Modells, welches zu kleineren Ge- meinderatspensen führte, mit ein Grund für den überdurchschnittlich hohen Frau- enanteil in Luzerner Exekutiven sein könnte. Klar ist für sie hingegen: «In ei- ner guten Exekutive sind verschiedene Lebenserfahrungen vertreten, und somit Frauen und Männer mit unterschiedli- chem beruflichem Hintergrund.»

Nicht nur Hausfrauen und Bauern Erna Bieri findet es wichtig, dass die Funktion und die damit verbundeneVer- antwortung angemessen entschädigt wird. Dennoch zählt sie selber ihre Stun- den nicht und steckt viel Herzblut in ihr Amt. 2008 wurde die FDP-Frau in den Stadtrat gewählt. Daneben arbeitete sie Teilzeit weiter als Projektleiterin für Pro Juventute. 2011 übernahm sie das Stadt- präsidium, das als 45-Prozent-Stelle aus- gewiesen wird, und seither stellt sie ihre ganze Arbeitskraft in den Dienst der Ge- meinde.Täglich schaut die 59-Jährige in ihrem Büro auf der Verwaltung vorbei. Ihre Söhne sind längst erwachsen, und für sie «stimmt das so». «Das Schöne an diesem Amt ist auch der Gestaltungs- spielraum. Man kann ein Stück weit sel- ber bestimmen, wie man es ausübt.» Ein Kollege von ihr, der Stadtpräsident von Sursee, arbeite beispielsweise noch als Linienpilot. Sie ist darum ganz und gar nicht einverstanden mit den Stimmen im Kanton Luzern, die sagen, dieTeilämter seien nur noch für Landwirte und Haus- frauen machbar – abgesehen davon, dass sie die Aussage «abwertend» fin- det. Den Gegenbeweis tritt auch einWil-

DieWillisauer Stadtpräsidentin Erna Bieri arbeitet imTeilamt von 30 Prozent. Bild: zvg.

Job.» Man müsse bereit sein, mehr als die vergüteten Stellenprozente zu arbei- ten. Das werde bei einerVakanz auch den rekrutierenden Parteien so kommuni- ziert, zusammen mit den Stellenprozen- ten und dem Lohn. Im Gegensatz zu nebenamtlichen wird teilamtlichen Ge- meinderäten ein regulärer Lohn inklusive Sozialleistungen ausbezahlt.

Barbara Spycher

Frauenanteil Exekutivmitglieder nach Kantonen

ZH

23,2

BE

27,0

LU

33,8

UR

25,6

SZ

21,3

OW

25,7

11,4

NW

20,0

GL

23,3

ZG

22,7

FR

21,4

SO

BS

16,7

BL

28,4

SH

22,5

AR

30,1

AI

16,7

SG

23,4

17,8

GR

24,8

AG

21,5

TG

11,9

TI

25,2

VD

VS

21,0

Im nationalen Durchschnitt beträgt der Frau- enanteil in Schweizer Gemeinderäten 23,5 Prozent. Nirgends ist er höher als im Kanton Luzern. Dort beträgt er ganze 33,8 Prozent. Grafik: Céline Hoppler Quelle: Andreas Ladner DHEAP, Universität Lausanne

NE

15,1

GE

25,8

JU

25,9

Insg.

23,5

0

5

10

15

20

25

30

35

Anteil Frauen in %

67

SCHWEIZER GEMEINDE 9 l 2017

Made with FlippingBook - Online catalogs