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Darauf können wir aufbauen», sagt der Stadtpräsident. Alois Gunzenreiner geht das Thema als Wattwiler Gemeindeprä- sident pragmatisch an. «Die bisherigen Gemeindevereinigungen waren erfolg- reich und haben finanzielleVerbesserun- gen gebracht.» Etwaige weitere Vereini- gungen seien eine strategische Frage. Er sieht dieVorteile vorwiegend im verwal- tungstechnischen Bereich. «Nähe und Identität hingegen werden durch das Miteinander der Bevölkerung geprägt und lassen sich sehr gut örtlich pflegen.» Den Punkt der Identität betont auch Karl Brändle. Der Zusammenschluss 2003 von Bütschwil und Ganterschwil zur Ein- heitsgemeinde sei ohne Identitätsverlust möglich gewesen und habe sehr viel Mehrwert und manche Synergien er- zeugt. «Das Thema Infrastruktur spielte bei der Fusion eine wichtige Rolle», er- gänzt er.

Das Alterszentrum Solino in Bütschwil-Ganterschwil wird in Kooperation mit sieben weite- ren Gemeinden betrieben. Bild: Sascha Erni

Mathias Müller, Stadtpräsident von Lichtensteig. Bild: zvg

Karl Brändle, Gemeindepräsident von Bütschwil-Gan- terschwil. Bild: zvg

Alois Gunzenreiner, Gemeindepräsident vonWattwil. Bild: zvg

Bautechniker Bruno Anliker (links) und Stadtpräsident Mathias Mül- ler erklären Anwohnern die Sanierung der Werkleitungen im Detail. Bild: Sascha Erni

erwehr wiederum mit Wattwil. Solche Kooperationen sind auch ganz im Sinne Alois Gunzenreiners. «Die Herausforde- rungen, mit denen die Gemeinden kon- frontiert werden, führen längerfristig zu weiteren Zusammenarbeitsthemen», sagt er. Und auch Karl Brändle bestätigt: «Regionales Denken und Handeln wird bei uns schon seit Jahren grossgeschrie- ben.» So arbeite Bütschwil-Ganterschwil unter anderem in den BereichenAbwas- ser, Alter und Pflege, aber auch im Sport- bereich, etwa beimHallenbad, in Zweck- verbänden eng und erfolgreich mit benachbarten Gemeinden zusammen. Nachhaltige eigene Infrastruktur Die ortsgebundene Infrastruktur aber muss jede Gemeinde selber pflegen. Lichtensteig geht hier denWeg der Nach- haltigkeit, auch um Kosten zu sparen. Die Beleuchtungsgesamtplanung setzt zum Beispiel auf LED, und vor einigen Jahren hat die Primarschule eine grös-

sere Holzschnitzelheizung erhalten, als sie eigentlich gebraucht hätte. Aber so können sich nach und nach weitere Lie- genschaften an einen kleinenWärmever- bund anschliessen. «Die Investitionspla- nung für alleWerkanlagen, die wir 2017 festgelegt haben, ist eine rollende Pla- nung und soll für die nächsten 20 Jahre gelten», erklärt Mathias Müller. So sei eine hohe Planungssicherheit gewähr- leistet, mit der die Gemeinde langfristig arbeiten könne. Infrastruktur ist wichtig bei Fusionen Die enge Zusammenarbeit insbesondere mitWattwil führt in der Bevölkerung im- mer wieder zur Frage: Steht eine Fusion am Horizont? «Das wäre sicher der ein- fachereWeg», schmunzelt Mathias Mül- ler, «aber für Lichtensteig wohl zurzeit nicht der richtige.» Viel mehr orientiere sich das Städtchen an seinen Eigenhei- ten. «Lichtensteig spricht fortschrittliche, interessierte und weltoffene Bürger an.

Um- und Zwischennutzungen Als Einzelgängerin greift Lichtensteig in Sachen Infrastruktur zu ungewohnten Lösungsansätzen. Viele Gebäude wer- den zwischen- oder umgenutzt. Die alte Turnhalle dient beispielsweise seit eini- gen Wochen als Gemeinschaftsatelier, das ehemalige Oberstufenschulhaus ist ans Berufs- undWeiterbildungszentrum Toggenburg vermietet, im gemeinde- eigenen Restaurant wurde eine Pop-up- Beiz betrieben und in den Posträumlich- keiten ein Coworkingspace aufgebaut. «So können wir Liegenschaften, die wir nicht mehr selbst nutzen können, trotz- dem gut unterhalten und optimieren», sagt Müller. Ob Lichtensteigs Lösungs- ansätze langfristig Erfolg haben, wird sich zeigen. Immerhin konnte das Städt- chen in den letzten Jahren einen Gewinn ausweisen. «Und auch für 2019 bleiben die Kosten stabil», freut sich Mathias Müller. Sascha Erni

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2019

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