6_2019

SIEDLUNGSERNEUERUNG

Anschliessend müssen Überforderte eng begleitet werden. Schliesslich gibt es Betreuungsfälle. Hier gibt es eingespielte Abläufe und Institu- tionen, die Umzüge in spezialisierte Wohnformen erleichtern. Handlungsbe- darf besteht bei der Identifikation sol- cher Fälle und bei der Vermittlung an Anbieter für betreutesWohnen.

Neun Pflegefälle erforderten einen be- sonderen Umgang.

bestands bei, wenn sie frühzeitig mit Investoren, die grosse Erneuerungspro- jekte anpacken, Kontakt aufnehmen. Planungsämter und Bewilligungsbehör- den können Konzepte zum Umgang mit Leerkündigungen einfordern. Und so- ziale Dienste und kommunale Liegen- schaftsverwaltungen können Investoren darin unterstützen, den verwundbarsten Zielgruppen angemessene Lösungen anzubieten.

Zürich hilft mit einem Mieterbüro Aus den Gesprächen mit der Stadt Zü- rich ergab sich die Idee eines Mieterbü- ros. In dem von der Stadt betriebenen Büro liess sich mehr als die Hälfte der marktfernen Mieter bei der Wohnungs- suche und beim Umzug beraten. Die Stiftung nahm auch Kontakt mit der Ca-

Joëlle Zimmerli Soziologin und Planerin FSU.

Die Autorin untersucht die Anforderun- gen und Ansprüche, die unterschiedli- che Nutzer und Nutzungsformen an die Areal-, Stadt- und Regionalentwicklung stellen.

Die Dr. Stephan à Porta-Stiftung zeigt, wie ein Investor im Leerkündigungsfall zielgruppen- gerechte Massnahmen ergreifen kann. Bereits fünf Jahre vor dem Ersatz vermietete die Stiftung alle frei werdendenWohnungen an das Jugendwohnnetz. Bild: Hannes Henz, Zürich

JoëlleZimmerli

DemografieundWohnungswirtschaft SeniorenfreundlicheZugänge zumMietwohnungsmarkt Band3

ritas Care auf und ging mit dieser eine Leistungsvereinbarung für das Angebot «stundenweise Unterstützung» ein. Die Caritas betreute und begleitete Überfor- derte bei der Wohnungssuche. Eine Auswertung der Mieterdaten zeigt, dass es unter den Senioren imVergleich zu den Jüngeren verhältnismässig mehr Personen gab, für die in kurzer Zeit und mit den entsprechenden Unterstüt- zungsangeboten eine Lösung gefunden werden konnte. Senioren waren unter den Marktfernen unterdurchschnittlich vertreten. Sie stellten also seltener nicht lösbareAnforderungen oder lehnten sel- tener mehr als fünf Angebote ab. Sie waren dafür in der Gruppe der finanziel- len Härtefälle und der Überforderten leicht übervertreten. Für fünf Fälle konnte aufgrund der finanziellenVerhält- nisse oder des Verhaltens des Mieters bzw. der Mieterin noch keine Lösung gefunden werden. «Mieterverträgliche» Erneuerung des Gebäudebestands gestalten Gemeinden tragen zu einer «senioren- freundlichen» Erneuerung des Gebäude-

Frühzeitig zielgruppengerechte Massnahmen ergreifen

Die Dr. Stephan à Porta-Stiftung zeigt beispielhaft, wie ein Investor im Leer- kündigungsfall zielgruppengerechte Massnahmen ergreifen kann. Bereits fünf Jahre vor dem Ersatz einer grossen Siedlung in Zürich vermietete die Stif- tung alle frei werdendenWohnungen an das Jugendwohnnetz. Im Nachhinein zeigte sich, dass mit der normalen Fluk- tuation die Hälfte der Wohnungen ge- leert werden konnte. Darunter waren auch diverse Senioren. Die Kündigungen wurden mit andert- halbjähriger Frist ausgesprochen, so dass viel Zeit zum Suchen blieb. Alle Mieter erhielten ein Anmeldeformular für eine Wohnung in einer anderen À-Porta-Wohnung oder im Ersatzneu- bau. An einer Informationsveranstaltung wurde umfassend informiert. Alle über 70-jährigen Mieter ging die Stiftung ak- tiv an. In diesen Fällen suchte sie Lösun- gen unter Einbezug der Angehörigen. Die Stiftung nahm Kontakt mit den Sozi- alen Diensten und der Beratungsstelle «Wohnen imAlter» der Stadt Zürich auf.

JoëlleZimmerli

Zimraum Raum+Gesellschaft

DemografieundWohnungswirtschaft SeniorenfreundlicheZugänge zumMietwohnungsmarkt.Band3

Neue Studie zur Wohn- situation von Senioren Die Studie «Seniorenfreundliche Zu- gänge zum Mietwohnungsmarkt» präsentiert eine Befragung der Woh- nungswirtschaft sowie Fallstudien zum Umgang mit Senioren als beste- hende und neue Mieter. Die von di- versen Partnern getragene Studie erscheint am 27. Juni 2019 und wird im Rahmen einer Konferenz präsen- tiert und diskutiert. Anmeldung unter www.swissrei.ch/events, Buchbestel- lung über zimmerli@zimraum.ch.

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2019

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