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INFRASTRUKTUREN DIGITAL

satzort eintreffen», ist das zuständige Sanitätsdepartement überzeugt.

bei den Bauarbeiten am Bachbett des Rheinzuflusses Birsig stellt: Um die Bauequipe vor einem plötzlich anstei- genden Pegel zu schützen, wurden auf- grund von lokalen Wetterprognosen gefährliche Hochwasser prognostiziert und im Fall eines Gewitters im Jura die Bauarbeiten auf Stadtgebiet eingestellt. Unfallabschnitte gezielt entschärfen Erhöhte Sicherheit ist auch das Ziel des Network-Safety-Managements, das Sil- vio Suter, Projektleiter Verkehrssicher- heit bei der Kantonspolizei Basel-Stadt, an der SmartSuisse vorstellte. Seit An- fang Jahr werden alle Unfallschwer- punkte auf dem Stadtplan mit GIS ver- ortet: Leichte Unfälle erhalten gemäss Norm einen Wertungspunkt, solche mit mindestens einer schwerverletzten oder getöteten Person zwei Punkte. Fallen in- nert drei Jahren im Radius von 25 Me- tern fünf Punkte an, wird die Stelle auto- matisch als Unfallschwerpunkt markiert, und die Kantonspolizei sucht nach Auf- fälligkeiten in Bezug auf Unfallumstand oder -typ. Wird eine gemeinsame Ursa- che identifiziert, können bauliche oder verkehrstechnische Massnahmen emp- fohlen werden. Suter: «Unser Ziel ist, Unfallschwerpunkte zu erkennen und zu beseitigen.» Optimiert werden soll zu- dem dieVerkehrssicherheit auf dem gan- zen Strassennetz. Dafür werden die re- gistrierten Unfälle von fünf Jahren auf dem Stadtplan verzeichnet, mit dem Verkehrsaufkommen überlagert und mit der Netzhierarchie abgeglichen. Schon heute nutzen viele Gemeinden digitale Instrumente, um Fragestellun- gen rund um die Strasseninfrastruktur und den öffentlichen Raum einfacher und effizienter zu bearbeiten. Hannes Eugster von iNovitas stellte in Basel eine besonders umfassende Webcloud- Lösung vor, die den Strassenraum hochaufgelöst und dreidimensional als «digitalen Zwilling» an jedem ange- schlossenen Arbeitsplatz verfügbar macht. Basis sind bildbasierte Befah- rungsdaten. Der «digitale Infrastruktur- zwilling» kann mit bestehenden Daten aus verschiedenen Behörden verknüpft werden. Auf Basis dieser Webcloud-Lö- sung können beispielsweise eine einfa- cheWerbeflächenverwaltung aufgebaut, Baugesuche digital eingereicht und ge- prüft oder Infrastrukturdaten erfasst, visualisiert und gepflegt werden. «Damit kann der Strassenraum virtuell began- gen und für verschiedenste fachtechni- sche Fragestellungen breit genutzt und mit Dritten geteilt werden», erklärte Daten im «digitalen Zwilling» bündeln und zugänglich machen

Eugster. Um solche digitalen Zwillinge möglichst breit zu nutzen, sind die von der Lösung eingesetzten intelligenten Datenaufbereitungsprozesse zentral. Eugster: «Unser Ziel ist, die Komplexität der Daten zu reduzieren und dadurch den Nutzen zu erhöhen.» Anlässlich der Smart City 2019 wurde in Basel auch das erste Smart City Lab eröffnet. Auf dem bahnhofsnahen Areal Wolf soll ab 2024 auf 160000 Quadratmetern ein neues Quartier entstehen, das Gewerbe, Büros und Wohnen vereinigt.Während der Kan- ton Basel-Stadt das Areal zum Schwerpunkt der Stadtentwicklung macht und sich vor allem mit Bera- tung beteiligt, bringen die SBB als Landbesitzerin die grosse Fläche ein. Auf ihr sollen sich innovative Firmen ansiedeln und Projekte rund um die Themen Mobilität und Logistik ent- stehen. Auf demWolf-Areal, laut den Projektverantwortlichen das grösste zusammenhängende Entwicklungs- gebiet der Schweiz, soll in den nächs- ten zehn Jahren eine Milliarde Fran- ken investiert werden. Entwicklung für Mobilität und Logistik

Ein Funksignal vom Rettungsring Das Gros der IT-Anwendungen betrifft aber die bauliche und verkehrliche Infra- struktur, erklärte Simon Rolli, Leiter des Grundbuch- und Vermessungsamts Ba- sel-Stadt, am Beispiel einer fiktiven Mit- tagspause. Diese lässt sich dank behörd- lichen Echtzeitdaten so planen, dass man die Temperatur des Rheins abruft

Pieter Poldervaart

und sich so im Voraus überlegen kann, ob man sich ein erfrischendes Bad gön- nen möchte. Gleichzeitig findet man die empfohlenen Einstiegsstellen und Du- schen. Weiter lässt man sich den Tram- fahrplan inklusive aktueller Verspätun- gen anzeigen oder, falls man das Auto nimmt, an Baustellen und überfüllten Parkhäusern vorbeinavigieren. Mehr als bloss der Bequemlichkeit dient eine andere Anwendung, die in diesem Jahr in Basel eingeführt wird: An meh- reren Dutzend Stellen sind entlang des Rheins Rettungsringe für Notfälle plat- ziert, etwa 100 Stück von ihnen werden jährlich von Vandalen in den Fluss ge- worfen oder gestohlen. Seit Anfang Jahr sind sie mit einem Sensor ausgerüstet. Sobald sie von ihrer Halterung entfernt werden, setzt das batteriebetriebene Ge- rät eine Meldung an die Rheinpolizei ab. Dabei kommt das sogenannte Low-Ran- ge-Funknetz der IndustriellenWerke Ba- sel (IWB) zur Anwendung. «Statt alle paarWochen sämtliche Rettungsringe zu kontrollieren, können wir gezielt die feh- lenden ersetzen», sagte PatrickWellnetz, Leiter Entwicklung bei den IWB. Etwas kniffliger ist die Aufgabe, die sich aktuell

Dank dem «virtuellen Zwilling» der Firma iNovitas kann der öffentliche Strassenraum virtuell begangen werden. So stehen belie- bige technische Informationen über die Infrastruktur zur Verfügung. Zudem können bestehendeWerkleitungs- und Infrastruktur- daten einfach in den Service integriert wer- den. Bild: iNovitas

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