6_2020

NATURGEFAHREN

Lawinenverbauungen, die auch vor Steinschlag schützen

Durch den Klimawandel wächst in Lawinenanbruchgebieten die Gefahr des Steinschlags. Neue Stahlschneebrücken schützen vor beiden Naturgefahren. Prototypen sind in den Walliser Gemeinden Zermatt und Saas Grund installiert.

Stahlschneebrücken in einem Lawinenanbruchgebiet.

Bild: Berner Fachhochschule BFH

Durch die Temperaturerhöhung ver- schiebt sich die Permafrostgrenze in hö- here Lagen, die Gletschervolumen neh- men ab. Die Gebiete werden zunehmend instabiler. In diesen Gebieten sind Lawi- nenverbauungen im Sommer Stein- schlag ausgesetzt und gefährdet, zer- stört zu werden. Gemeinsam mit der Krummenacher AG entwickelte die Ber- ner Fachhochschule BFH neue Stahl- schneebrücken, die erste Gebiete in den Gemeinden Zermatt und Saas Grund sowohl vor Steinschlag wie auch vor La- winen schützen. Zusatzschutz in den oberen Reihen Im Anbruchgebiet haben Lawinenver- bauungen die Aufgabe, den Anbruch, sprich das Entstehen von Schneelawi- nen, zu verhindern. Dazu werden meh-

rere Reihen von Stützwerken verbaut. Lawinenverbauungen in steinschlagge- fährdeten Gebieten werden heutzutage aus Schneenetzen oder Stahlschneebrü- cken in Kombination mit Steinschlag- schutznetzen hergestellt. Schnee- oder Steinschlagschutznetze sind bezüglich Nutzungsdauer, Investitions-, Unter- halts- und Reparaturkosten deutlich teurer als Stahlschneebrücken. Daher entwickelte das Institut für Siedlungs- entwicklung und Infrastruktur der Berner Fachhochschule mit ihrer Wirtschafts- partnerin eine steinschlagresistente, kosteneffiziente Stahlschneebrücke. Diese kommt in den obersten ein bis zwei Werkreihen unterhalb von stein- schlaggefährdeten Felspartien zum Ein- satz und schützt die unterenWerkreihen vor Steinschlag.

Hochschule,Wirtschaftspartner und Gemeinde arbeiten zusammen Die Zusammenarbeit zwischen der BFH und der Krummenacher AG begann 2011 mit einer Abschlussarbeit des Master- studiengangs Master of Science in En- gineering an der BFH. 2014 fanden dann die ersten Gespräche zu einem durch die Innosuisse geförderten Forschungspro- jekt statt. Roger Krummenacher, Ge- schäftsführer und Projektleiter bei der Krummenacher AG, schätzte die Zusam- menarbeit: «Alle Parteien waren mit viel Begeisterung und Erfindergeist am Werk, obwohl es noch einiges an Geduld brauchte, bis die letzte Hürde genom- men war. Das Endresultat lässt sich se- hen. Die Lösung ist einfach und pragma- tisch, passend fürs Hochgebirge.» Erste Prototypen der Steinschlagwerke sind

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2020

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