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NATURGEFAHREN

lator stellt eine wichtige Entscheidungs- hilfe für Behörden, Planerinnen und In- genieure dar, und er unterstützt die Akteure im Risikodialog.

Das Mobiliar Lab für Naturrisiken, das den Schadensimulator entwickelt hat, ist eine gemeinsame Forschungsinitiative des Oeschger-Zentrums für Klimafor- schung der Universität Bern und der Mobiliar. Die Erforschung undVisualisie- rung von Hochwasserschäden bilden einen seiner Schwerpunkte. Auf dem Schadensimulator basierende For- schungsarbeiten belegen, dass mögli- che Schäden in Gebieten, in denen nur eine geringe Hochwassergefährdung besteht (gelbe Zonen auf der Gefahren- karte), massiv unterschätzt wurden. Der Grund: Zwar sind die Schäden bei einem einzelnen Gebäude gering, doch weil die gelben Zonen oftmals stark überbaut sind, ist die Gesamtschadensumme hier auch imVergleich mit den stärker gefähr- deten blauen und roten Zonen sehr hoch. Die höheren Schäden, die durch denAn- stieg der gefährdeten Gebäudewerte verursacht werden, lassen sich mit ge- eigneten Massnahmen begrenzen. «An- gesichts des hohen möglichen Schaden- ausmasses wären Massnahmen aber auch bei einer geringen Hochwasserge- fährdung wichtig», erklärt Margreth Keiler. Sogenannte Objektschutzmass- nahmen beispielsweise könnten schon mit tiefen Kosten eine grosse Wirkung erzielen. Solch kleine bauliche Anpas- sungen sind etwa erhöhteTürschwellen oder Lichtschächte, die verhindern, dass Wasser ebenerdig ins Gebäude eindrin- gen kann. Soll das mögliche Schaden- ausmass entscheidend vermindert wer- den, reicht es allerdings nicht, nur bei Bauherren und Hauseigentümerinnen sensibilisieren

Neubauten Objektschutzmassnahmen vorzuschreiben – sie müssen zwingend auch an bestehenden Bauten realisiert werden. Eine der Einsatzmöglichkeiten des Scha- densimulators für Gemeinden ist denn auch die Sensibilisierung der Bevölke- rung und Hauseigentümer. DasTool lie- fert Argumente dafür, Objektschutz- massnahmen auch an bestehenden Bau- ten zu fördern bzw. vorzuschreiben – vo- rausgesetzt die Kosten stehen in einem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen. Und dasTool zeigt, wann Objektschutzmass- nahmen auch in Gebieten mit geringer Gefährdung (gelbe Zone) sinnvoll sind. Mit anderenWorten: Der Schadensimu-

Kaspar Meuli Mobiliar Lab für Naturrisiken Universität Bern

Infos: http://www.oeschger.unibe.ch www.schadensimulator.ch

Dieser Ausgabe der «Schweizer Gemeinde» ist ein Flyer beigelegt, der das neue Online- tool «Schadensimulator» näher vorstellt.

Mit dem Schadensimulator lassen sich die Gefahrenkarten interpretieren, und er visualisiert mögliche Hochwasserschäden. Dieses Anwendungsbeispiel zeigt die Zunahme des Hoch- wasser-Schadenausmasses einer Beispielgemeinde. Bild: Mobiliar Lab für Naturrisiken

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2020

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