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WOHNEN

Corona zeigt exemplarisch, wie wichtigWohnqualität ist Die coronabedingte Ausnahmesituation hat deutlich gezeigt, wie wichtig das Wohnumfeld für die Lebensqualität der Bevölkerung ist. Gemeinden können eine nachhaltige Entwicklung der Frei- räume mit verschiedenen Instrumenten bewusst steuern.

Dieser Zürcher Innenhof zeigt, wie attraktiv gestaltete Aussenräume die Lebensqualität in Quartieren steigern.

Bild: Claudia Vogt

Durch die innere Verdichtung geraten Freiräume zunehmend unter Druck, wer- den überbaut und intensiver genutzt. Die an sie gestellten Ansprüche und damit auch potenzielle Zielkonflikte nehmen zu. Gleichzeitig sind vieleWohnquartiere in Schweizer Gemeinden durch mono- tone und schlecht zugängliche Aussen- räume, vernachlässigte Wohngebäude und wenig Freizeitinfrastruktur geprägt. Die politischen Behörden in Städten und Gemeinden können eine nachhaltige Freiraumentwicklung bewusst steuern, indem sie griffige Planungsgrundlagen schaffen und umsetzen, bei der Planung und Bewirtschaftung von Freiräumen eine Vorbildfunktion einnehmen, durch eine aktive Bodenpolitik vorausschau- end Frei- und Grünräume sichern und

die Mehrwertabschöpfung in die Auf- wertung von öffentlichen Flächen inves- tieren. Bei Grundstücken von institutio- nellen und privaten Wohnbauträgern sind die Einflussmöglichkeiten etwas geringer. Hier braucht es eine enge Ko- operation mit der Bauträgerschaft und viel Überzeugungsarbeit – gerade auch bei den Investoren. In Zeiten steigender Leerwohnungsbestände dürften jedoch maximale Dichten an Bedeutung verlie- ren und stattdessen attraktiv gestaltete Wohnumfelder entscheidend werden für den Wert und die Rentabilität einer Im- mobilie. Immer mehr Gemeinden sehen unter anderem in der Quartierentwicklung eine Chance, die Lebensqualität für die ansässige Bevölkerung zu verbessern,

die Mobilität zu reduzieren und die At- traktivität des Standorts zu erhöhen. Dabei hat sich eine integrale Herange- hensweise, d.h. eine bereichs- und ab- teilungsübergreifende Koordination und die konsequente Beteiligung der betrof- fenen Bevölkerungsgruppen, Grundbe- sitzer, Investoren u.a., sehr bewährt. Die Bedürfnisse zur Nutzung von Frei- räumen unterscheiden sich je nachAlter, Geschlecht, körperlicher Beeinträchti- gung, ethnischer Herkunft, sozialer Rolle sowie Arbeits- und Lebenssituation stark. Der frühzeitige Einbezug der un- terschiedlichen Zielgruppen sollte trotz den anfänglichen Zusatzkosten und der Partizipation zur gründlichen Klärung der Bedürfnisse

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2020

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