5/2017

INTEGRATION: SO MACHT ES GRAUBÜNDEN

«Am Anfang musste ich gut zuhören, wenn die Taminser mich in ihrem breiten Bündner Dialekt angesprochen haben.»

markt, der in der Tourismus- und Gast- robranche viele niederschwellige Stellen anbietet, die für Flüchtlinge gute Ein- stiegschancen bieten. Zum Zweiten ver- fügt der Bergkanton über ein liberales Arbeitsgesetz, das den arbeitssuchen- den Flüchtlingen nach dem vom Bund auferlegten dreimonatigen Arbeitsver- bot keine Steine in denWeg legt. Nicht weniger wichtig ist aber auch der Integrationsprozess, der bei allen aner- kannten Flüchtlingen oder vorläufig auf- genommen Personen kurz nach dem Entscheid des Staatssekretariats für Migration (SEM) eingeleitet wird. Läuft dieser Prozess in vielen Kantonen immer noch über die kommunalen Sozialämter, ist es in Graubünden die Fachstelle Inte- gration, die mit einer breiten Palette von Sprachkursen, einer individualisierten Förderung und Coaching-Massnahmen im Rahmen der Berufsbildung den Flüchtlingen zur Seite steht. «Die Fach- stelle Integration steuert den gesamten Integrationsprozess», sagt Jobcoach Brüesch, der zusammen mit zwei Kolle- gen im ganzen Kanton für die berufliche Integration von anerkannten Flüchtlin- gen oder vorläufig aufgenommenen Personen zuständig ist. Die Suche nach Praktikumsplätzen Es sind diese Jobcoachs, die nach geeig- neten Praktikumsplätzen für ihre Schütz- linge Ausschau halten. Kein leichtes Un- terfangen. Die Volg Detailhandels AG Region Ost mit ihren im Bergkanton

Ein Mann mit Zukunft «Toll, wie der junge Mann das seit sei- nem Lehrantritt im letzten August macht», sagt auch Andrea Sutter, Be- reichsleiter Verkauf bei der Volg Detail- handels AG. Der junge Eritreer habe schnell begriffen, worauf es in einem solchen Dorfladen ankomme: Er ist freundlich und offen imUmgang mit den Kunden, pünktlich und zuverlässig und sieht dieArbeit, ohne dass man ihn dazu auffordern muss. «Wenn Rani so weiter- macht, wird er wohl mit Erfolg auch noch die zweijährige Zusatzlehre zum Detail- handelsfachmann absolvieren.» Dann stünden ihm alle Türen offen. «Der De- tailhandel bietet sehr gute Aufstiegs- möglichkeiten», sagt Sutter. Gut mög- lich, dass Ammar Rani in ein paar Jahren irgendwo in der Ostschweiz oder sonst wo in der Schweiz einen Volg-Laden lei- ten wird. Musterkanton Graubünden Graubünden gehört heute zu jenen Kan- tonen, die überdurchschnittlich viele Flüchtlinge beruflich integrieren. Liegt gesamtschweizerisch die Erwerbsquote bei den vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen bei 30 Prozent, sind es in Graubünden 40 Prozent. Unterscheidet man nach der Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge, haben die Bündner die Nase vorn. Was macht Graubünden besser als die anderen Kantone? Ein Faktor für die po- sitiven Zahlen ist der Bündner Arbeits-

In einem Dorfladen gibt es im- mer genug Arbeit: Ammar Rani füllt die Gestelle auf, steht an der Ladenkasse und weiss ge- genüber seinem Jobcoach Jürg Brüesch (Mitte im Bild unten rechts) und demVertreter von Volg kompetent Auskunft zu ge- ben. Bilder: Daniel Ammann

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