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GEMEINDEPORTRÄT

Gemäss Bundesamt für Statistik ist Birr nicht mehr Agglomerationsgemeinde, sondern «multiorientierte Gemeinde».

Kull, der das Ressort Soziales leitet, an. Die Sozialkommission entlastet den Ge- meinderat stark. «Früher ging es in fünf bis zehn Traktanden von Gemeinderats- sitzungen um Sozialhilfe. Das nahm zu viel Zeit in Anspruch. Statt sich strate- gisch mit der Entwicklung der Gemeinde zu beschäftigen, war der Gemeinderat

meinde die Betreuung selber. «Natürlich hat die Caritas geholfen», sagt Gemein- deammann Büttikofer, «aber sie hat aus unserer Sicht etwas übertrieben, indem sie den aufgenommenen Flüchtlingen stets einen ‹Götti› zur Seite stellte.» Da- bei sollten die Leute ja auch integriert werden und ihr Leben selbstständig

statt, mindestens einmal monatlich. «So- lange wir keine Klarheit über die finan- ziellen Verhältnisse haben, zahlen wir kein Geld aus», sagt Klauz. Und wer sich weigert, an einemArbeitsprogramm teil- zunehmen, dem wird die Sozialhilfe ge- kürzt. Auch bei den Ausgaben der Sozialhilfe- bezüger steht die Gemeinde wenn nötig auf die Bremse. Klauz: «Wir akzeptieren nicht, dass Luxusgüter gekauft werden, beispielsweise der neuste Laptop oder das teuerste Internetabonnement.» Na- türlich komme es vor, dass bei den Ge- sprächen die Emotionen hochgehen. Problematisch sei dies jedoch nicht, so Klauz. «Dank regelmässigen Schulungen wissen wir damit umzugehen.» Um den verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld zu fördern, zahlt die Gemeinde die Wohnungsmiete nicht direkt dem Ver- mieter, sondern dem Sozialhilfebezüger. Die sogenannte Soforthilfe ist ebenfalls neu organisiert worden. Statt Bargeld auf die Hand gibts Gutscheine für Cari- tas-Läden, Carton de Coeur oder ähnli- che Geschäfte mit vergünstigtenWaren. Formelle Fehler vermeiden Genauso von Bedeutung wie die regel- mässige Kontrolle ist eine präzise Doku- mentation: E-Mails werden archiviert, Telefongespräche bei Bedarf schriftlich

organisieren können, sind sich der Gemeindeammann und der Gemeindeschreiber einig. Zudem hat Birr – wie an- dere Gemeinden im Bezirk Brugg – die Jugend- und Fami- lienberatung wieder selber organisiert. «Wir arbeiten mit einem pensionierten Fach-

zu stark im operativen Ge- schäft engagiert», sagt Klauz. Gemeindeammann Büttikofer betont, die Entlastung der po- litischen Behörde sei auch ein wichtiges Zeichen nach aus- sen gewesen. «Wäre alles beimAlten geblieben, wäre es in Zukunft noch schwieriger

Die Gemeinde unternimmt wenn nötig rechtliche Schritte.

gewesen, Kandidaten für den Gemein- derat zu finden.» Heute setzt sich die Sozialkommission intensiv mit den So- zialfällen auseinander und hat die Befug- nis, Entscheide zu fällen. Beschwerde- fälle werden jedoch nach wie vor vom Gemeinderat behandelt. So hat Birr die Kosten gesenkt Sparen konnte Birr in verschiedenen Be- reichen der Sozialhilfe. Beispielsweise bei der Betreuung von aufgenommenen Flüchtlingen. «Früher hat dies die Caritas gemacht, was die Gemeinde jährlich mehrere Zehntausend Franken kostete», sagt Klauz. Heute übernimmt die Ge-

mann zusammen, der früher beim kan- tonalen Sozialdienst gearbeitet hat», erklärt Klauz. Dadurch spare die Ge- meinde pro Jahr rund 40000 Franken. Beim Umgang mit den Sozialhilfeemp- fängern setzt die Gemeinde auf gute Betreuung und klare Regeln. Es sei ent- scheidend, die gesetzlichen Grundlagen exakt zu kennen und richtig anzuwen- den, weiss Büttikofer. «Wir zeigen den Leuten, dass sie nicht einfach zu uns kommen und die hohle Hand machen können, bleiben dabei aber stets kor- rekt.» Die Gemeinde schaut genau hin und überprüft. Mit den Sozialhilfeemp- fängern finden regelmässig Gespräche

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SCHWEIZER GEMEINDE 5 l 2015

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