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BIOMASSE

Der gesammelte Bioabfall wird auf eine Korngrösse von maximal 6 cm zerkleinert und dem Biogasfermenter zugeführt. Dort findet die indus- trielle Umwandlung von unverholzter Biomasse in Biogas statt. Bild: Axpo

Institutionen verfolgen: Bis 2050 soll sich die Energieversorgung aus Biomasse ungefähr verdoppeln. Die meisten Insti- tutionen innerhalb des SCCER BIO- SWEET legen ihren Fokus aufTechnolo- gieforschung; sie untersuchen, wie sich Biomasse in Zukunft effizienter in Strom, Biogas oder flüssigeTreibstoffe umwan- deln lässt. Das WSL-Team um Oliver Thees nimmt die einzelnen Biomasse- ressourcen und ihre Verfügbarkeit für energetische Zwecke genauer unter die Lupe. Einerseits ist da die verholzte Biomasse. Dazu zählt nicht nur dasWald- holz – zum Beispiel Baumkronen, Äste oder dünne Stämme, die nicht für die Industrie verwendet werden. Auch Holz aus dem Unterhalt von Bäumen und Sträuchern, die in Siedlungsgebieten wachsen, oder von Strassen- oder Ufer- böschungen (Flurholz) lässt sich ener- getisch nutzen. Genauso wie Holz aus Gebäudeumbauten (Altholz) oder Pro- duktionsabfälle aus Sägereien oder Zim- mereien (Restholz). Andererseits gibt es auch nicht verholzte Biomasse. Neben dem oben beschriebenen Landschafts- pflegegrün zählen dazu auch Hofdünger, landwirtschaftliche Ernteabfälle, Grün- abfälle aus Haushalt, Garten und Indus- trie sowie Klärschlamm. Forscher wollen Biomassepotenzial für Regionen aufschlüsseln Da alle Biomassetypen in Bezug auf Menge und Energiegehalt sehr verschie-

den sind, gilt es zuerst einmal, eine ver- gleichbare Basis zu schaffen. Das For- scherteam berechnet für alleTypen, wie viele Tonnen Trockensubstanz theore- tisch und tatsächlich nachhaltig nutzbar vorhanden sind, und errechnet ihr Ener- giepotenzial für die Zukunft – aufge- schlüsselt für alle Regionen der Schweiz. OliverThees: «Diese Zusammenstellung erlaubt es uns erstmals, die Biomassen miteinander zu vergleichen und abzulei- ten, wo heute und in Zukunft energetisch am meisten herauszuholen ist» – eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Politiker oder Betreiber von Biomasse- kraftwerken. Die erste Phase des Forschungsprojek- tes wurde Ende 2016 abgeschlossen und liefert die Daten für alle Biomassetypen. Im zweitenTeil wird das Team verschie- dene Energieszenarien definieren und simulieren, wie sich dieseTypen auf der Basis der SCCER-BIOSWEET-Projektda- ten bis 2050 entwickeln werden. Aus einerVorstudie lassen sich jedoch schon jetzt erste Schlüsse ziehen: Im For- schungsprojekt «Erneuerbare Energien Aargau» untersuchte eine Mitarbeiterin von OliverThees die Biomassen im Kan- tonAargau auf ähnlicheArt, wie dies nun beim SCCER BIOSWEET für die ganze Schweiz geschieht. Dort zeigte sich, dass Waldholz und Hofdünger die grössten energetisch nutzbaren Biomassepoten- ziale aufweisen (siehe Grafik). Der Ver- gleich mit anderen erneuerbaren Ener-

gien im Aargau ergab, dass der Beitrag der Biomasse zur erneuerbaren Energie- versorgung mengenmässig wohl auch in Zukunft bescheiden bleiben wird. Schwankungen ausgleichen Für Oliver Thees aber kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen: «Bio- masse ist im Gegensatz zu Sonne oder Wind speicherbar und so zeitlich flexibel verfügbar, um schwankende Energie- mengen aus Sonne undWind auszuglei- chen. Zudem lassen sich daraus als einzigem erneuerbarem Energieträger sowohlWärme und Strom als auchTreib- stoff gewinnen. Deshalb bin ich über- zeugt, dass die Biomasse in Zukunft, trotz geringer Mengen, im Gesamtener- giesystem eine bedeutendere Rolle als heute spielen wird.»

Christine Huovinen Quelle: WSL-Magazin Diagonal 2/16

Infos: Bericht zur Studie «Energie aus Landschafts- pflegegrün»: https://tinyurl.com/jgld2sc SCCER-BIOSWEET auf: www.wsl.ch/more/ biosweet

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SCHWEIZER GEMEINDE 4 l 2017

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