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POWER-TO-GAS

dem Durchbruch nichts imWeg stehen. Ausser allenfalls die Akzeptanz in der Bevölkerung. Christian Bach sieht das weniger prag- matisch als ideologisch; er fährt bereits heute ein Erdgasfahrzeug und tankt an gewissen Tankstellen – wenn vorerst auch nur virtuell – 100 Prozent Biogas. «Wir brauchen Power-to-Gas», betont er. Power-to-Gas stelle für ihn die Option schlechthin dar, Stromüberschüsse aus erneuerbaren Quellen speicherbar zu machen. Und es könnte einesTages so- gar Erdgaslieferungen aus Russland überflüssig machen. Auch der Politik ist diese Entwicklung nicht entgangen: In ihrer Frühlingsses- sion haben National- und Ständerat die Weichen für eine Förderung von synthe- tischen Treibstoffen gestellt. Hersteller und Importeure von entsprechend ange- triebenen Fahrzeugen sollen sich dem- nach reduzierte CO 2 -Werte anrechnen lassen können, was einen finanziellen Anreiz schafft, diese Fahrzeuge zu entwi- ckeln und auf den Markt zu bringen. Ob dasVorhaben umgesetzt wird, bleibt aber offen: Umweltministerin Doris Leuthard spricht sich gegen diesenWeg aus. Christian Bach, Leiter Fahrzeugantriebs- systeme bei der Empa, ist überzeugt: Neben Strom undWasserstoff ist Erdgas der logischeTreibstoff für Fahrzeuge. Dank Power-to-Gas fast ohne CO 2 . Bild: Empa

sche Treibstoff für Fahrzeuge», ist Bach überzeugt, «und dank Power-to-Gas ist eine sehr CO 2 -arme Mobilität möglich.» Der Druck auf die Autoindustrie wächst Hinzu kommen die CO 2 -Vorgaben imVer- kehrsbereich: Die EU hat entschieden, ab 2021 den aktuellen CO 2 -Zielwert für Per- sonenwagen von 130 auf 95 Gramm CO 2 pro gefahrenem Kilometer zu sen- ken – und jedes Fahrzeug, das darüber liegt, wird zur Kasse gebeten. Das er- zeugt gehörig Druck auf die Autoindus- trie, klimafreundliche Fahrzeuge zu bauen. Und Erdgasautos, deren Treib- stoff per Power-to-Gas-Verfahren aus erneuerbarem Strom gewonnen wird, weisen eine ähnliche CO 2 -Bilanz aus wie mit erneuerbarem Strom betriebene Elektrofahrzeuge. «Das ist so etwas wie das letzte Puzzleteil, das noch zum Durchbruch noch fehlt», sagt ein opti- mistischer Christian Bach. Denn letztlich entscheidet weniger die Klimabilanz ei- nes Fahrzeugs, ob es gekauft und auch gefahren wird, als dessen Kosten in An- schaffung und Gebrauch. Und wenn erd- gasbetriebene Fahrzeuge dank Pow- er-to-Gas eines Tages tatsächlich für drastisch reduzierte CO 2 -Werte auf Schweizer Strassen sorgten und auch die finanziellenAnreize stimmten, dürfte

RÉSUMÉ Power-to-gas: une solution de stoc- kage pour remplacer la batterie? Le développement des énergies re- nouvelables va, à certaines périodes, générer des surcapacités massives. Aujourd’hui déjà, la production esti- vale d’électricité est supérieure à la consommation en Suisse. «Cette électricité excédentaire doit être re- tirée du marché et être affectée à un autre secteur énergétique», relève Christian Bach, responsable des technologies de propulsion automo- bile au sein du Laboratoire fédéral d’essai des matériaux et de re- cherche (Empa). Ce surplus pendant l’été entraîne de telles baisses de prix sur les Bourses de l’électricité européennes que de nombreuses mesures d’économie de l’électricité ne sont plus rentables pour de grands consommateurs. Christian Bach ne veut pas stocker cette élec- tricité excédentaire provenant de sources renouvelables dans de gi- gantesques parcs de batteries. D’autres chercheurs y travaillent. Son idée est de la stocker sous forme de gaz. Un gaz utilisé ensuite dans le domaine de la mobilité où il rem- place les carburants fossiles. Le pro- cédé employé s’appelle «power-to- gas». Grâce à l’électrolyse de l’eau, le courant est d’abord séparé en oxy- gène et en hydrogène. Associé au dioxyde de carbone, l’hydrogène est ensuite transformé en méthane. Ce dernier peut alors être conservé ou distribué via les réseaux de gaz exis- tants. Différents essais de «power- to-gas» sont menés en Suisse, no- tamment à l’Empa. La première installation commerciale pourrait fonctionner d’ici deux à trois ans.

Lucas Huber

In Zuchwil entsteht biologische Alternative zur Elektrolyse Um das chemische Verfahren der Elektrolyse einst zu ersetzen, tüfteln Forscher an einer biologischen Alternative. Archaeen nennen sich die Mikroorganismen, die den Methanisierungsprozess in den Mägen von Wiederkäuern vollfüh- ren. Und bald auch schon in Biokraftwerken? Eine Testanlage nahe Kopenhagen läuft bereits erfolgreich. Und das im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms «Horizon 2020» finanzierte Projekt «Store & Go», an dem 27 europäische Partner beteiligt sind, arbeitet nicht nur mit Hochdruck an der Aufgabe, Power-to-Gas zur Praxistauglichkeit hochzuskalieren: 5,7 Millionen Franken werden in eine biologische Methanisierungsanlage in der Schweiz in- vestiert. Sie soll noch dieses Jahr den Betrieb aufnehmen – im Hybridwerk Aarmatt im solothurnischen Zuchwil. (LH)

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SCHWEIZER GEMEINDE 4 l 2017

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