2_2021

POLITIK UND VERWALTUNG

verwaltungen. Die Grösse der Verwal- tungen ist sehr heterogen. In rund der Hälfte der Gemeinden sind nur maximal fünf Mitarbeitende beschäftigt. Die Städte hingegen verfügen über ausge- baute Verwaltungsapparate mit mehre- ren Hundert beziehungsweise Tausend Mitarbeitenden. Die meisten Gemein- den haben die Anzahl an Mitarbeiten- den in den vergangenen zehn Jahren ausgebaut. Managementreformen In den Gemeindeverwaltungen wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Reformen umgesetzt. Zwar sind die we- nigsten Gemeinden vollumfänglich nach reinen Public-Management-Prin- zipien geführt, einzelne Elemente davon sind jedoch weit verbreitet. Fast drei Viertel der Gemeinden (73,9%) setzen auf die Übertragung von Aufgaben an Dritte (Outsourcing). Stark verbreitet sind auch die Legislaturplanung (69,5%) sowie die Bestellung von Gemein- deleistungen über das Internet (69,3%). Mehr als die Hälfte der Gemeinden er- stellt ein Leitbild für die Gemeindepoli- tik (59,3%), setzt auf Controlling-Instru- mente (57,2%) beziehungsweise kennt den Integrierten Aufgaben- und Finanz- plan (53,6%). Verbreitet sind Manage- mentreformen vor allem in den Städten und in grösseren Gemeinden. Die Gemeindeanzahl ging seit den 1990er-Jahren deutlich zurück: Gab es 1990 noch 3021 Gemeinden, sind es 2021 nur noch 2172 Gemeinden. Fusio- nen prägen die politischen Debatten: So hat fast die Hälfte der Gemeinden (48,8%) zwischen 2010 und 2017 über einen möglichen Zusammenschluss mit Gemeindefusionen und Interkommunale Zusammenarbeit

lich (70,4%) und immerhin noch mehr als die Hälfte führt weitere Verwal- tungskader und/oder -mitarbeitende als Linienvorgesetzter oder als Linienvor- gesetzte. Auch bei den übrigen Exeku- tivmitgliedern ist es üblich, dass sie ein Ressort inhaltlich leiten (93,8%). Jedoch haben sie weniger häufig als die Ge- meindepräsidenten und Gemeinde­ präsidentinnen die inhaltliche Leitung von Geschäften ausserhalb ihres Res- sorts inne (46,5%) oder führen Verwal­ tungskader und/oder -personal als Linienvorgesetzte (38%). Dass Ge­ meindepräsidenten beziehungsweise Gemeindepräsidentinnen und weitere Exekutivmitglieder aktiv in der Ver­ waltung mitarbeiten, ist nur in einer Minderzahl der Gemeinden der Fall. Nichtsdestotrotz ist dies bei den Ge- meindepräsidenten und Gemeindeprä- sidentinnen schweizweit immerhin fast jeder beziehungsweise jede Fünfte (17,6%), bei den übrigen Exekutivmit- gliedern knapp jeder beziehungsweise jede Zehnte (9,1%). An der Nahtstelle zwischen Verwaltung und Politik nehmen die Gemeinde- schreiberinnen und Gemeindeschrei- ber eine Schlüsselposition ein. Sie sind durchschnittlich 49,2 Jahre alt und ver- fügen häufig über langjährige Berufser- fahrung in ihrem Amt. Der Frauenanteil beträgt 40,2%. Ihre Ausbildung ist vor- wiegend praxisorientiert: Rund 70% verfügen als höchsten formalen Ab- schluss über eine Berufsausbildung (25,7%), eine höhere Berufsausbildung (26,3%) oder einen höheren Fachschul- abschluss (18,9%). Insgesamt arbeiten rund 92000 Mitar- beitende in den Schweizer Gemeinde- Gemeindeverwaltung: Einwohnerdienste Gemeindeverwaltung: Finanzverwaltung öffentliche Bauten Sozialhilfe Unterstützung und Betreuung älterer Personen Alters- und Pflegeheime Feuerwehr Spitex Rund die Hälfte der Verwaltungen hat nur fünf Mitarbeitende

Nationales Gemeindemonitoring

Im Rahmen des Nationalen Gemein- demonitorings werden sämtliche Gemeindeschreiberinnen und Ge- meindeschreiber zum Zustand und zur Entwicklung ihrer Gemeinde be- fragt. Der Rücklauf beim jüngsten Monitoring von 2017 beträgt 82,2%. Die 2017er-Erhebung wurde von der ZHAW gemeinsam mit dem IDHEAP Lausanne durchgeführt, mit finanzi- eller Unterstützung des Schweizer Nationalfonds SNF. Die Erhebung ist die sechste ihrer Art, was eine Be- trachtung bestimmter Fragestellun- gen zur Gemeindeentwicklung in der Schweiz über einen Zeitraum von 25 Jahren erlaubt. Die Buchpublikation mit den Ergeb- nissen erscheint im März 2021: Stei- ner, R., Ladner, A., Kaiser, C., Haus, A., Amsellem, A. und Keuffer, N. (2021): Zustand und Entwicklung der Schweizer Gemeinden, Somedia: Glarus.

Zustand und Entwicklung der Schweizer Gemeinden

Die vorliegende Studie zumGemeindemonitoring gibt einenÜberblick über den Zustand und die Entwicklung der SchweizerGemeinden,wobei Fragen zur Leis­ tungsfähigkeit,zuReformensowiezumpolitischenSystem imVordergrundstehen. AlsDatengrundlagedienteineBefragungallerSchweizerGemeindeschreiberin­ nen undGemeindeschreiber, die in 2017 zum sechstenMal seit 1988 durchge­ führtwurde. Ziel ist es, einerseits den Zustand der Schweizer Gemeinden im Jahr 2017 aus SichtderGemeindendarzustellen,und andererseitsdie ErgebnissemitdenRe­

sultaten früherer Befragun­ gen in einen zeitlichen Ver­ gleich zu stellen, um die Ent­ wicklung der Schweizer Ge­ meindenaufzuzeigen. Die Ergebnisse und Erkennt­ nisse aus dem Gemeindemo­ nitoring sollen v.a.den staat­ lichen Institutionen, den Ver­ bänden,der Forschung sowie derÖffentlichkeitdienen,die sichmitdiesenThemenbefas­ sen, und neue Impulse auf diesemThemengebietgeben.

ZustandundEntwicklungderSchweizerGemeinden

Ergebnissedes nationalenGemeinde­ monitorings 2017

Reto Steiner Andreas Ladner ClaireKaiser AlexanderHaus AdaAmsellem NicolasKeuffer

SomediaBuchverlag

ISBN:9783725310722

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57 , 4

48 , 2 48 , 5

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Häufigste und sel- tenste Aufgaben­ bereiche mit Inter- kommunaler Zusammenarbeit (IKZ) in Prozentan- gaben der Gemein- den. Grafik: ZHAW

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4 , 1

Gemeindebehörden Gemeindeverwaltung: insgesamt

3 , 1

0 , 7

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

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SCHWEIZER GEMEINDE 1/2 l 2021

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