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MOBILITÄT

Kommunalfahrzeuge nachhaltig beschaffen Das Beschaffen von Fahrzeugen ist für Städte und Gemeinden eine wachsende Herausforderung: Die Einsatzdauer beträgt oft über ein Jahrzehnt, während die technologische Entwicklung bei alternativen Antrieben rasant voranschreitet.

Die Stadt Luzern startet dieses Jahr mit dem kontinuierlichen Ersatz der Kehrichtfahrzeuge. Die Umstellung vom konventionellen auf den elektrischen Antrieb verringert die CO 2 - und die Lärmemissionen. Bild: MAN

«In der Schweiz sind Fahrzeuge durch- schnittlich 14 Jahre lang im Einsatz, da- nach werden sie entsorgt oder ins Aus- land verkauft. Deshalb lohnt es sich, beim Kauf auf die Besten zu setzen», sagt Anette Michel, Projektleiterin der Au- to-Umweltliste beim VCS. Die Diskus- sion unter den 25 Teilnehmenden des Ateliers zumThema Fahrzeuge der IGÖB (Interessengemeinschaft nachhaltige öf- fentliche Beschaffung) in Bern zeigt, dass die Umstellung auf alternative Antriebe nicht nur Beschaffende von Fahrzeugen betrifft. DerWandel stellt auch neue An- forderungen an Infrastrukturverantwort- liche, an das Personal inWerkstätten für Wartung und Reparatur und nicht zuletzt an die Feuerwehr. Grosser Handlungsbedarf «DerVerkehr ist nach wie vor der grösste CO 2 -Sünder in der Schweiz», sagt Michel und erklärt: «Um die globale Erhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, muss der motorisierte Verkehr reduziert und

mit Treibstoffen aus erneuerbaren Quel- len angetrieben werden. Heute ist das mit Elektro- oder Biogasfahrzeugen möglich.» Elektrofahrzeuge zeigen sich vor allem dann vorteilhaft, wenn viele Kilometer damit gefahren werden. Grund dafür ist die graue Energie, die in der Batterie steckt und amortisiert werden muss.We- gen der begrenzten Reichweite werden Elektrofahrzeuge in der Regel nicht für allzu lange Strecken eingesetzt. Da sie keine Abgase und wenig Lärm verursa- chen, erweisen sie sich innerorts als be- sonders vorteilhaft. Gasfahrzeuge kön- nen eine umweltfreundliche Alternative darstellen, wenn der Einsatz von Elekt- rofahrzeugen nicht sinnvoll ist, beispiels- weise weil insgesamt wenige Kilometer gefahren werden. Die alternativen Antriebe machten 2019 in den ersten zehn Monaten gemässVer- band der Auto-Importeure auto-schweiz einen Marktanteil von fast zwölf Prozent aller neuen Personenwagen aus. Diese

Antriebsarten haben bis Ende Oktober dasVorjahresniveau an Neuzulassungen mindestens erreicht, teilweise sogar deutlich übertroffen. Die Diskussion im Rahmen des IGÖB-Ateliers zeigt aber: Gerade im Fall grosser Nutzlasten oder bei 4-×-4-Fahrzeugen ist dieAuswahl bei den alternativen Antrieben noch stark eingeschränkt, der Markt befindet sich erst im Aufbau. Luzern setzt auf Elektrokehrichtwagen In Luzern zum Beispiel nimmt Anfang 2020 ein elektrisch angetriebener Keh- richtwagen den Betrieb auf, den der Lie- ferant mit Sitz in der Schweiz in Abspra- che mit der Stadt konzipiert hat. Im Rahmen einer kontinuierlichen Ersatzbe- schaffung soll nach einer einjährigen Testphase jährlich ein weiteres Kehricht- fahrzeug mit alternativemAntrieb dazu- kommen. «Durch die kontinuierliche Beschaffung können wir neue technolo- gische Entwicklungen mitberücksichti- gen», erklärt Heinz Zurkirchen, Ressort-

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SCHWEIZER GEMEINDE 1/2 l 2020

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