11_2017
WELCHER SPIELRAUM BLEIBT DEN GEMEINDEN?
fahren stützen. Innenentwicklung wird verhandelt zwischen Grundeigentümern und Stimmbevölkerung auf der einen und den Gemeindebehörden und dem Kanton auf der anderen Seite. Wie können auch kleinere Gemeinden mit wenig fachlichen und finanziellen Ressourcen eine gute Innenentwick- lung leisten? Grams: Die Raumplanung in kleinen und mittleren Gemeinden ist grösstenteils demMilizsystem überlassen. Das heisst: Laien, die sich im Gemeinderat oder in Bauund Planungskommissionen enga gieren, stellen dieWeichen für die räum liche Zukunft der Gemeinde. Hier gilt es anzusetzen. Der Schlüssel für eine gute Innenentwicklung liegt in der Gestaltung
ist im öffentlichen Interesse, wie die sehr deutliche Annahme der Abstimmungs vorlage zum Raumplanungsgesetz von März 2013 gezeigt hat. Wie profitieren die Gemeinden von einer Verdichtung respektive der Innenentwicklung? Grams: Innenentwicklung bedeutet die Steigerung von Quantität und Qualität innerhalb des weitgehend überbauten Gebiets. Beispielsweise können Ab wärtsspiralen der Dorfkernentleerung gestoppt werden, indem bestehende Liegenschaften umgenutzt werden, statt am Rande der Siedlung weiter einzuzo nen. In zentrumsnahen Gebieten können Wohneinheiten geschaffen werden, die es älteren Bürgerinnen und Bürgern er
Anita Grams, ETH Zürich, Netzwerk Stadt und Landschaft. Bild: zvg.
eng gehalten und optimal ausgelastet werden. Ausserdem sind in einer dichten Bebauungsstruktur die Kosten für den Unterhalt des öffentlichen Raums wie etwa Schneeräumung oder Beleuchtung tiefer als in dispersen Siedlungsmus tern. Schliesslich muss jede Gemeinde auch prüfen, wie mit demAusgleich von Planungsmehrwerten, also der Mehr wertabschöpfung, bei Aufzonungen um gegangen werden soll. Solche Mittel können zum Beispiel für massgeschnei derte Verfahren zur Innenentwicklung eingesetzt werden und so der ganzen Bevölkerung zugutekommen.
«Gezieltes Zugehen auf Grundeigentümer ist der Schlüssel zur Mobilisierung von Reserven. Hier haben kleine Gemeinden den gewichtigen Vorteil, dass ihr Gemeindegebiet überschaubar ist.»
Interview: Fabrice Müller
Infos: www.masraumplanung.ethz.ch
von massgeschneidertenVerhandlungs prozessen, die auf die spezifische perso nelle und finanzielle Situation der Ge meinde ausgerichtet sind. Kanton oder auf Innenentwicklung spezialisierte pri vate Planungsbüros leisten hier konkrete Unterstützung. Grams: Oft scheitern Innenentwicklungs projekte an der Akzeptanz der Stimmbe völkerung oder an der mangelnden Be reitschaft der Grundeigentümer, eine freie Parzelle nicht zu horten, sondern im Zuge der Innenentwicklung zu bebauen. Gezieltes Zugehen auf Grundeigentü mer ist der Schlüssel zur Mobilisierung von Reserven. Hier haben kleine Ge meinden den gewichtigen Vorteil, dass ihr Gemeindegebiet überschaubar ist. Gemeinderat und Kommissionen sind nahe an den Grundeigentümern. Meis tens ist bekannt, ob und wann eine Par zelle für die Innenentwicklung verfügbar sein könnte. Die Gemeindebehörden sollten abschätzen können, welche Grundeigentümer bereit sind, in Innen entwicklung – also auch Planungspro zesse – zu investieren. Innenentwicklung Es gilt, mit verschiedenen Akteuren Lösungen zu finden.
möglicht, in ihrer Gemeinde bis ins hohe Alter wohnen zu bleiben. Kurze Wege zwischen Wohnung, Bushaltestelle und Einkaufsmöglichkeiten sind erst ab einer gewissen baulichen Dichte möglich.Wei ter ist nicht zu vergessen, dass bauliche Verdichtung auch die Ausgaben der öf fentlichen Hand senken kann. Das Netz von Kanalisation, Frischwasserversor gung oder anderen Medienträgern kann
Buchtipp: Spielräume für Dichte Der Innenentwicklungskompass als problemorientierte Methode für Verdichtung in kleinen und mittleren Gemeinden Buchreihe: IRLBerichte – Publikationsreihe des Instituts für Raumund Landschaftsent wicklung IRL, ETH Zürich Band 8 Autorin: Anita Grams Auflage: 1., 2017 236 Seiten Abbildungen: zahlreiche Abbildungen, farbig Format in cm: 21,0 × 26,5 Einbandart: broschiert ISBN: 9783728137944 CHF 68.–
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SCHWEIZER GEMEINDE 11 l 2017
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