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Seit das Modehaus Giorgio Armani den Schweizer Sitz von Mendrisio (im Bild der Blick auf die Altstadt) aufgegeben hat, geht imTessin die Angst vor Arbeitsplatz- und Steuerverlust um. Bild: zvg

mehr als eindeutig: 87% der Stimmbür- ger im Kanton Waadt sagten Ja. Luca Albertoni, Direktor der kantonalen In- dustrie- und Handelskammer (CCIA), ist allerdings aus zwei Gründen skeptisch, dass der KantonTessin dasWaadtländer Modell kopieren kann: «Erstens sind un- sere öffentlichen Finanzen nicht so ge- sund wie in der Waadt, und zweitens haben wir schon ein recht soziales Sys- tem.» Erleichterungen für Start-ups Im Tessin wird zudem angestrebt, von neuen, international akzeptierten steuer- lichen Entlastungsmassnahmen Ge- brauch zu machen, es etwa für Start-up- Betriebe. Das erlaubt etwa, Investitionen in innovative Betriebe steuerlich zu be- günstigen. «Wir sind gerade im Bereich der Innovation und neuer Technologien sehr aktiv», sagt Stefano Rizzi, Direktor

in Mailand zu konzentrieren. Nicht nur gingen rund 100 Stellen verloren, son- dern auch Steuereinkünfte in Höhe von jährlich 8 Mio. Franken für die Gemeinde Mendrisio. Stadtpräsident Carlo Croci erklärte wiederholt, es sei äusserst schwierig, einen solch hohen Steuerver- lust zu kompensieren. Der Fall Armani hat aufgezeigt, wie flexibel diese Unter- nehmen sind, wenn es darum geht, eine Niederlassung zu schliessen und Aktivi- täten zu verlagern. DieWaadt als Vorbild Gemäss Finanzdirektor Vitta will auch der KantonTessin soziale Massnahmen ergreifen, um einen Konsens zur Unter- nehmenssteuerreform III zu schaffen. Er verweist auf den KantonWaadt, der zu- sammen mit der Steuerreform ein sozi- ales Ausgleichspaket vorgelegt hat. Das Abstimmungsresultat imMärz 2016 war

des Tessiner Wirtschaftsamtes. Daher passten diese Möglichkeiten in das Kon- zept der Wirtschaftsförderung. LucaAlbertoni wiederum ist der Ansicht, dass es möglich sein müsste, interna- tionale Firmen im Tessin zu behalten, selbst wenn die Steuern steigen sollten, weil in- und ausländische Betriebe gleich behandelt werden müssen. Dafür sei es aber wichtig, dass die restlichen Rah- menbedingungen gut und unternehmer- freundlich seien. «Gerade in dieser Hin- sicht sehe ich aber momentan ein Problem», so Albertoni. Der KantonTes- sin müsse unbedingt wieder ein positi- veres und unternehmerfreundlicheres Klima schaffen. «Wenn die USR III abge- lehnt wird, haben wir aber vor allem ein nationales Problem», so der Direktor der Tessiner Industrie- und Handelskammer.

Gerhard Lob

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SCHWEIZER GEMEINDE 1 l 2017

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